Heilfasten und Entschlacken

04.01.2023
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Heilfasten - Was ist das?

Im Rahmen einer gesunden Lebensweise haben Ernährung und Bewegung einen hohen Stellenwert. Eine ausgewogene Ernährung ist nicht der Garant, aber eine wichtige Voraussetzung für Leistungfähigkeit und innere Ausgeglichenheit. Heilfasten ist der nicht religiös motivierte Verzicht auf Nahrung, der zu einem gesteigerten Wohlbefinden führen soll.

Otto Buchinger hat das Heilfasten erfunden

Der deutsche Arzt Otto Buchinger (1878-1966), auch unter dem Pseudoynm O. Wanderer bekannt, gilt als Begründer des Heilfastens. Nach einer dreiwöchigen Fastenkur waren die Beschwerden der rheumatischen Arthritis verschwunden und so widmete er sich der Forschung und Weiterentwicklung der Heilfasten-Methode.


Auch Pfarrer Sebastian Kneipp entwickelte einige Fastenkuren und als Folge dessen wurden im 20. Jahrhundert ärztlich begleitete Fasten- und Entschlackungskuren entwickelt, um Körper und Seele zu regenerieren.

Spruch zum Fasten:
"Heile ein kleines Weh eher durch Fasten als durch Arznei."
Hippokrates

So funktioniert Fasten

Wenn dem Körper keine Nahrung zugeführt wird, schaltet er nach ein bis zwei Tagen auf den sogenannten Hungerstoffwechsel um, bei dem so wenig Energie wie möglich verbraucht wird.


Fasten hat eine Blutdrucksenkung zur Folge, der Körper wird entwässert und das Atmen fällt unter Umständen leichter. Nach drei bis vier Tagen Fasten beginnen sich die Eiweiß- und Fettreserven des Körpers aufzulösen. Bei diesen Stoffwechselvorgängen bilden sich Ketonkörper wie Azeton, erkennbar an Mund- und Körpergeruch. Bei längerem Fasten schüttet der Körper auch Endorphine aus, körpereigene Schmerzmittel und Stimmungsaufheller, die den Hunger erträglicher machen und euphorische Zustände auslösen.

Gewichtsreduktion beim Fasten
Gewichtsreduktion beim Fasten © pixabay.com

Gewichtsreduktion und Entschlackung

Pro Tag verlieren Fastende im Durchschnitt etwa 400 Gramm Gewicht, am Anfang allerdings vor allem Eiweiß und damit Muskelsubstanz, sofern kein Eiweiß zugeführt wird. Bei einer kurzen Fastendauer kann dieser Verlust allerdings in kurzer Zeit wieder ausgeglichen werden.


Mehrwöchiges Fasten kann jedoch auch den Herzmuskel angreifen. Die Dauer einer Heilfastenkur beträgt in der Regel drei bis fünf Tage, danach muss der Körper wieder langsam und mit Hilfe von Schonkost an normale Nahrung gewöhnt werden. Man bezeichnet diese Periode auch als Nachfasten. Fasten, das einen Zeitraum von fünf Tagen übersteigt, sollte unbedingt unter ärztlicher Kontrolle stattfinden.

Unterschiede zwischen Heilfasten und Diät

Die Begriffe "Heilfasten" und "Diät" werden häufig verwechselt. Fasten ist nicht gleich Diät, die wiederum NICHT gleichbedeutend ist mit bewusst herbeigeführtem Gewichtsverlust, was einer Reduktionsdiät (kalorienarme Kost) entspricht.


Als diätetische Lebensweise bezeichnet man die spezielle Auswahl von Nahrungsmitteln, in der Regel aus gesundheitlichen Gründen, z.B. purinarme Kost bei Gicht. Fasten hingegen bezeichnet immer einen Verzicht im Ganzen - der dabei auftretende Gewichtsverlust ist eher eine Nebenwirkung. Wird nur eine bestimmte Art der Nahrung weggelassen oder eingeschränkt, z. B. Fleisch oder ein Suchtmittel, spricht man von Enthaltung oder Abstinenz.

Acht Varianten, ganz bewusst weniger essen

  • Beim Buchinger-Heilfasten werden mit Gemüsebrühe und Säften eine geringe Menge Kalorien, Vitamine und Mineralien zugeführt.
  • Beim Fasten nach Mayr (Franz-Xaver-Mayr-Kur) gibt es zusätzlich zweimal täglich altbackene Brötchen, dazu etwas Milch.
  • Saftfasten: Wie der Name schon sagt, hier werden nur Obst- und Gemüsesäfte getrunken.
  • Beim eiweißergänzten (modifizierten) Fasten wird täglich ein Quantum Buttermilch oder ein spezielles Eiweißkonzentrat (Ulmer Trunk) verzehrt. Dies soll große Eiweißverluste des Körpers verhindern und ihn veranlassen, mehr Fett als Eiweiß abzubauen.
  • Beim Molke-Fasten wird auf die Aufnahme fester Nahrung komplett verzichtet. Man nimmt über den Tag verteilt 1 Liter Molke zu sich, ferner 0,5 Liter Obstsaft und 3 Liter kohlensäurefreies Wasser. Zusätzlich wird hierbei jeden Morgen ein Glas (0,2 Liter) Sauerkraut- oder Pflaumensaft getrunken. Er soll den Darm reinigen und helfen, angenommene Schadstoffe aus dem Körper zu entfernen.
  • Beim Teefasten wird ebenfalls auf feste Nahrung verzichtet, aber auch auf das Trinken von Säften. Man trinkt ausschließlich Tee und (kohlensäurearmes oder -loses) Wasser. Diese extremere Form des Fastens empfehlen bzw. erlauben Ärzte nur vollkommen gesunden Menschen.
  • Auch die Schrothkur gilt als Fastenkur. Hier wechseln sich Trinktage und so genannte Trockentage ab.
  • Das Fastenwandern unterscheidet sich von gewöhnlichem Fasten dadurch, dass der Prozess des Fastens durch körperliche Betätigung an der frischen Luft verstärkt wird. Durch die Bewegung zur Zeit des Fastens wird ein höherer Grundumsatz im Stoffwechsel erzielt, so dass die Auswirkungen auf Körpergewicht und Wohlbefinden früher eintreten.
Bei einer Saftkur werden nur Obst- und Gemüsesäfte getrunken
Bei einer Saftkur werden nur Obst- und Gemüsesäfte getrunken © pixabay.com

Was bedeutet Entschlackung?

Entschlackung (Schlacke = Verbrennungsrückstand) ist ein pseudomedizinischer Ausdruck für Maßnahmen in der Alternativmedizin, durch die Giftstoffe und schädliche Stoffwechselprodukte ausgeschieden werden sollen. Die Vorstellung, dass der Körper periodisch entgiftet oder entschlackt werden müsse, ist medizinisch nicht haltbar.


Ebenso falsch ist es, dass Schlacken durch verschiedene Maßnahmen effizient beseitigt werden könnten, was im alternativmedizinischen oder esoterischen Sprachgebrauch "Ausleitung" oder "Entschlackung" genannt wird. Eine Schwierigkeit besteht dabei bereits in der Definition, was unter Schlacken genau zu verstehen ist.


Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) steht dem Heilfasten eher kritisch gegenüber. Ein Auszug aus einer Stellungnahme: "Als Maßnahme für die Gewichtsreduktion wird das Heilfasten nicht eingeordnet. Viele positive Wirkungen des Heilfastens sind wissenschaftlich kaum oder nur ungenügend belegt. In einem gesunden menschlichen Körper gibt es keine Ansammlung von Schlacken und Ablagerung von Stoffwechselprodukten. Nicht verwertbare Stoffe werden bei ausreichender Flüssigkeitszufuhr über den Darm und die Nieren ausgeschieden."

Wer sollte nicht Heilfasten?

Nicht fasten sollten Schwangere und Stillende, Bluter, Kinder unter zehn Jahren, Menschen mit Schilddrüsenüberfunktion, Menschen mit Durchblutungsstörungen des Gehirns, Typ1-Diabetiker und Menschen mit Krebserkrankungen. Menschen mit psychischen Erkrankungen sollten vor einer Fastenkur den Rat ihres Arztes einholen.

Das passiert beim Entschlacken

Ketonkörper müssen über die Nieren ausgeschieden werden. Der Harnsäurewert steigt an, was die Entstehung von Blasensteinen und Nierensteinen begünstigen kann. Außerdem kann es zu Gichtanfällen kommen. Da Harnsäure ein Stoffwechselendprodukt und damit ein "Schlackenstoff" ist, widerspricht diese Tatsache eigentlich dem Ziel der "Entschlackung" beim Heilfasten.

Warum sollte man also Heilfasten?

Eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung ist nicht automatisch der Garant für Gesundheit und Wohlbefinden. Erwiesen ist jedoch, dass die Ursachen vieler Krankheiten häufig in einer völlig falschen Ernährung liegen. In diesem Zusammenhang kann eine Fastenkur als Zäsur betrachtet werden, als Einleitung eines neuen Anfangs, nach dem in Sachen Ernährung alles besser wird. Und auch das Gefühl, durchgehalten zu haben, stärkt das Selbstbewusstsein und motiviert zu weiteren, die Disziplin stärkenden Projekten.


Ein Aufenthalt in einem Wellness- oder Kurhotel ist eine gute Möglichkeit für eine Fastenkur. In einer anderen Umgebung unter fachlicher Anleitung ist Fasten leichter durchzuführen – und gesundheitliche Risiken lassen sich so auch weitgehend ausschließen.